Stille Reserve: Fachkräftebündnis will verborgenes Fachkräftepotenzial für den regionalen Arbeitsmarkt aktivieren
Braunschweig, 22. August 2017. Bis zu zehntausend Menschen stellen in der Region Braunschweig-Wolfsburg ein ungenutztes Potenzial auf dem Arbeitsmarkt dar. Sie gehören zur so genannten stillen Reserve, weil sie sich aus unterschiedlichen Gründen nicht aktiv um einen Arbeitsplatz bewerben oder trotz grundsätzlichem Arbeitswunsch nicht arbeitsuchend gemeldet sind. Mit dem gleichnamigen Projekt „Stille Reserve“ möchte das Fachkräftebündnis Südostniedersachsen dieses Potenzial für den Arbeitsmarkt aktivieren. „Wir wollen diesen Menschen den Weg zurück ins Erwerbsleben erleichtern und zugleich Unternehmen auf diese potenziellen Mitarbeiter aufmerksam machen“, sagt Oliver Syring, Sprecher des Fachkräftebündnisses und Geschäftsführer der Allianz für die Region GmbH, die das Projekt koordiniert und in enger Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren und Netzwerken umsetzt. Die Partner entwickeln und erproben in den kommenden zwei Jahren Konzepte und Maßnahmen, die im ersten Schritt Bedarfe der Zielgruppe analysieren, um darauf aufbauend potenzielle Arbeitskräfte zu motivieren und für den regionalen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Mit der heutigen Auftaktveranstaltung im Braunschweiger Haus der Wissenschaft startet das Projekt in den Landkreisen Peine und Wolfenbüttel sowie in den Städten Braunschweig und Wolfsburg.
Bei der stillen Reserve handelt es sich überwiegend um Frauen, die sich der Kindererziehung oder einer Pflegetätigkeit widmen. Aufgrund vergleichbarer Problemlagen sprechen die Projektmitglieder aber auch gezielt Alleinerziehende an. Diese sind in den Jobcentern zwar erfasst, der Arbeitsmarkt bietet ihnen jedoch oftmals keine oder nur unzureichende Beschäftigungsmöglichkeiten. „Mit Blick auf den demografischen Wandel und den steigenden Bedarf an Fachkräften sind Wiedereinsteiger, Rückkehrer und Alleinerziehende eine wichtige Zielgruppe für den niedersächsischen Arbeitsmarkt“, sagt Wirtschaftsminister Olaf Lies. „Das Projekt ‚Stille Reserve‘ zeigt einen innovativen Lösungsweg auf, von dem Fachkräfte und Unternehmen gleichermaßen profitieren.“
In einem ersten Schritt steht eine Datenerhebung über die stille Reserve im Vordergrund. Zusammen mit den Erwartungen und Anforderungen der Unternehmen entwickelt das Projektteam mit seinen Partnern daraus ein Konzept mit Maßnahmen und Handlungsempfehlungen. Ziel ist es dabei, Personen aus der stillen Reserve ihren Lebensumständen entsprechend zu beraten, Qualifikations- und Weiterbildungsangebote anzubieten und die Fachkräfte mit interessierten Unternehmen zusammenzubringen.
Für Harald Eitge, Leiter der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar ist das Projekt „Stille Reserve“ ein wichtiger Schritt zur Aktivierung nicht gemeldeter Fachkräfte. „Erst durch die Zusammenarbeit aller am Arbeitsmarkt relevanten Akteure ist es möglich, Lösungen für diese besondere Aufgabe zu finden. So entstehen vielseitige Chancen für alle Beteiligten“, sagt Eitge und weist in dem Zusammenhang auf die hohe Arbeitsmarktnähe der Personen aus der stillen Reserve hin.
Dass die weiblichen Arbeitskräfte ein großes Potenzial an Fähigkeiten und Fachkenntnissen in sich bergen, weiß auch Christine Gehrmann vom Frauennetzwerk Südostniedersachsen. „Wir haben deutliche Berührungspunkte mit dem Thema und sind bereits in verschiedenen Projekten aktiv, um Frauen und vor allem Alleinerziehende beim Wiedereinstieg in den Beruf zu unterstützen. Ziel ist für uns, die Erwerbschancen von Frauen zu erhöhen, damit sie ein eigenständiges Einkommen erzielen.“
Das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr unterstützt das Projekt „Stille Reserve“ mit rund 340.000 Euro aus ESF- und Landesmitteln. Ko-Finanzierer des Projekts sind außerdem die Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, die Landkreise Peine und Wolfenbüttel, die Städte Braunschweig und Wolfsburg sowie die Allianz für die Region GmbH. Zu den Partnern, die das Projekt darüber hinaus begleiten, gehören unter anderem die Agenturen für Arbeit Helmstedt und Hildesheim, die Jobcenter der beteiligten Gebietskörperschaften, die Koordinierungsstellen Frau und Wirtschaft in Braunschweig und Wolfsburg, das Frauennetzwerk Südostniedersachsen sowie die Ländliche Erwachsenenbildung Niedersachsen.