Neue Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen: Landesregierung fördert leichteren Zugang zu Gesundheitsleistungen für Migranten in Salzgitter
Braunschweig, 2. Mai 2017. Mit der Übergabe eines Förderbescheides hat Staatssekretärin Birgit Honé am Nachmittag in Braunschweig den offiziellen Startschuss für das Projekt „Migration und Gesundheit“ gegeben. Damit schaffen die Allianz für die Region GmbH und ihre Partner in den kommenden zwei Jahren notwendige Voraussetzungen für eine leichtere Teilhabe von Migranten an regionalen Gesundheitsangeboten. Die Ziele des Projekts „Gleichberechtigter Zugang zu Gesundheitsleistungen für Migranten in Salzgitter – Aufbau von Kooperationsstrukturen mit betrieblichem Fokus“ sind es, die gesellschaftliche Partizipation, den Gesundheitszustand und eine nachhaltige Berufstätigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund zu fördern. Zudem wollen die Akteure die Verantwortung und Eigeninitiative bei Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund sowie deren Angehörigen für die eigene Gesundheit stärken. Im Amt für regionale Landesentwicklung erhielten heute drei weitere Projekte aus Wolfsburg, Wolfenbüttel und Göttingen ihre Förderbescheide aus der zweiten Antragsrunde der Richtlinie „Soziale Innovation“. Die Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds stellt das Land Niedersachsen bereit.
Migration und Teilhabe stehen seit geraumer Zeit im Fokus von Unternehmen und Kommunen. In Salzgitter haben etwa 34 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund, in Deutschland sind es laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 knapp 18 Prozent. Aktuelle Zahlen des BKK Dachverbands zeigen, dass Migranten gegenüber Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte durchschnittlich höhere Krankheitsquoten aufweisen. Vor allem Menschen, deren Aufenthaltsdauer im Zielland schon sehr lange andauert, weisen einen stärker steigenden Krankheitsstand auf als die Mehrheitsbevölkerung. Eine Studie zur „Lebenssituation von Personen in der zweiten Lebenshälfte mit und ohne Migrationshintergrund“ belegt, dass Migration ein eigenständiger Einflussfaktor für den Gesundheitszustand ist. Demnach können größere gesundheitliche Beeinträchtigungen bei älteren Migranten empirisch nachgewiesen werden. Oft sind unzureichende Kenntnisse über Strukturen und Abläufe im Gesundheitssystem sowie sprachliche und kulturelle Barrieren die Gründe für eine fehlende Nutzung von präventiven Angeboten. Zudem findet im Rahmen von betrieblicher Gesundheitsförderung oftmals keine zielgruppenspezifische Ansprache der Beschäftigten statt.
Diese Herausforderung habe die Allianz für die Region erkannt, sagt Julius von Ingelheim, Geschäftsführer der Allianz für die Region. „Mit Blick auf die Fachkräftesicherung und den demografischen Wandel wollen wir mit dem Projekt ‚Migration und Gesundheit‘ Antworten auf diese gesellschaftlichen Veränderungen finden und ein kultursensibles Maßnahmenpaket entwickeln und erproben, das anschließend in andere Bereiche der Region transferiert werden kann. In einem ersten Schritt konkretisieren wir dazu das Vorhaben mit unseren regionalen Partnern aus Kommunen, Unternehmen, Vereinen und Verbänden.“
In der Stadt Salzgitter leben etwa einhunderttausend Menschen aus über 120 Nationen. Diese Vielfalt an Kulturen, Lebensstilen, Religionen und Sprachen hat bereits etablierte Integrationskonzepte hervorgebracht. Um auch Angebote auf betrieblicher Ebene voranzubringen, entwickeln die Projektpartner zunächst in Salzgitter eine interdisziplinäre Kooperationsstruktur und kultursensibel gestaltete Maßnahmen für diese Teilregion. Die systematische Verknüpfung der Lebens- und Arbeitswelt stellt dabei ein wesentliches und innovatives Element dar. So sollen beispielsweise auch Angebote für Angehörige von Migranten implementiert werden.
Offizieller Projektstart ist der 1. Juli 2017. Kooperationspartner der Allianz für die Region sind die Salzgitter AG, Stadt Salzgitter, Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, Wirtschafts- und Innovationsförderung Salzgitter GmbH, PLURAL servicepool GmbH, IG Metall Salzgitter-Peine (Geschäftsstelle und Ortsmigrantenausschuss), TU Braunschweig (Institut für Psychologie), BKK Salzgitter sowie die Wolfsburg AG.
Weitere Informationen unter www.allianz-fuer-die-region.de.