Südostniedersachsen fordert Infrastruktur-Ausbau zur Sicherung der Zukunftschancen

Allianz für die Region GmbH und Industrie- und Handelskammer Braunschweig luden zum Parlamentarischen Abend nach Berlin / Über 300 Vertreter aus der Region empfahlen Projekte für den Bundesverkehrswegeplan 2015

Berlin, 10. September 2015. Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur gehört zu den wichtigsten Kriterien bei der Standortentscheidung. Das gilt für ansiedlungswillige Unternehmen genauso wie für Fachkräfte und Bewohner. Welche Bedeutung daraus für die Wettbewerbsfähigkeit einer Region insgesamt erwächst, verdeutlichten Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Verbände aus den Städten und Gemeinden der Industrieregion Südostniedersachsen am 10. September im TIPI am Kanzleramt in Berlin. Themen waren die notwendige Modernisierung des vorhandenen Verkehrsnetzes, die erforderlichen Lückenschlüsse und die gezielte Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsträger sowie die dafür notwendige Unterstützung des Bundes. Zu dem Parlamentarischen Abend eingeladen hatten die Allianz für die Region GmbH und die Industrie- und Handelskammer Braunschweig.

Rund 300 Gäste erhielten durch Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, und Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorsitzender des Vorstands der Salzgitter AG, Argumente für die Optimierung der Straßen-, Schienen- und Wasserwege in der Region um die Städte Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter. Sie ist mit 420.000 Beschäftigten und über 1,2 Millionen Einwohnern eine Wachstumsregion sowie durch zunehmenden Transitverkehr ein Verkehrsknotenpunkt von europäischer Bedeutung.

Überregionale Relevanz von Verkehrsprojekten – Unterstützung des Bundes gefragt

Die Steigerung des Verkehrsaufkommens auf allen drei Verkehrsträgern ist absehbar. Julius von Ingelheim, Geschäftsführer der Allianz für die Region GmbH, betonte: „Verkehrspolitik ist knallharte Standortpolitik. Eine Region kann ohne eine zeitgemäße verkehrliche Infrastruktur im Wettbewerb nicht punkten. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl muss beispielsweise Wolfsburg täglich fast 70 Prozent Ein- und Auspendler verkraften. Für Maßnahmen, die die Leistungsfähigkeit unseres wirtschaftlichen Kraftzentrums im Herzen Deutschlands sichern, ist deshalb eindeutig das Engagement des Bundes gefragt.“

Vor diesem Hintergrund unterstrichen die Veranstalter des Parlamentarischen Abends die Dringlichkeit der drei Verkehrsprojekte: zweigleisiger Ausbau der Weddeler Schleife, d.h. der Bahnstrecke Wolfsburg-Braunschweig, 105 km-Lückenschluss der Bundesautobahn A39 zwischen Wolfsburg und Lüneburg sowie vorgezogener Neubau der Schleuse Scharnebeck im Elbe-Seitenkanal Richtung Hamburger Hafen. Wirtschaft, Politik und Verbände der Region empfahlen die Aufnahme der Projekte in den „Vordringlichen Bedarf Plus“ des für die zweite Jahreshälfte angekündigten Bundesverkehrswegeplans 2015.

Wirtschaft und Bürger sollen profitieren

Der Lückenschluss der A39 hat mehr nur als regionale Bedeutung im norddeutschen Autobahnnetz und im Hafen-Hinterlandverkehr durch die dringend benötigte Entlastung der A7 und der A2: Er ist Teil der Zukunftssicherung Hamburgs und Südostniedersachsens und gewinnt europäische Bedeutung durch die kommende „feste Fehmarnbelt-Querung“ als Teil der europäischen Hauptachse Ostsee-Adria. Die entlang der Strecke zwischen Wolfsburg und Lüneburg zahlreich ansässigen transportintensiven Unternehmen werden nachweislich von einer durchgehenden Autobahnverbindung profitieren. Auch entstehen Anreize für die Ansiedlung von Unternehmen. Beschäftigungspotenziale in weiteren Schlüsselbranchen und für die Entwicklung der Region insgesamt werden so besser ausgeschöpft.

Die Erweiterung der bislang eingleisigen Bahnverbindung zwischen den Volkswagen-Standorten Wolfsburg und Braunschweig ist ebenso unabdingbar, weil sie eine Takterhöhung ermöglicht und dem seit Jahren stetig steigenden Fahrgastaufkommen auf dieser Strecke Rechnung trägt. 162 Prozent lautete die Zuwachsrate allein von 2011 auf 2012.

Der Vorstandsvorsitzende des börsennotierten Stahl- und Technologie-konzerns Salzgitter AG, Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, hob die Bedeutung der Infrastruktur für den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb hervor: „Unsere Prozesskette ist auf die zuverlässige Anlieferung der mehr als zehn Millionen Tonnen Rohstoffe und auf einen termingerechten Versand unserer Waren an die Kunden optimiert. Dazu bedarf es ausgebauter und störungsfreier Verkehrswege, ob zu Straße, Schiene oder Wasser! Angesichts unserer rund drei Milliarden schweren Investitionen in die niedersächsischen Stahlstandorte in den letzten zehn Jahren erwarten wir von Bund, Land und Region entsprechende Anstrengungen zum Ausbau und Erhalt der Infrastruktur.“

Potenzial Wasserstraße

Relevant für den Güterverkehr sind zunehmend die Wasserstraßen, die laut Prognosen als einziger Verkehrsträger noch nennenswerte Wachstumspotenziale und zudem ökonomische und ökologische Vorteile bieten Instandhaltung und Ausbau der Flüsse und Kanäle sind daher ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Industrie und den Erhalt der Wertschöpfungsketten in Deutschland. Über die norddeutschen Häfen gewährleisten die Binnenwasserstraßen die Anbindung an den internationalen Seeverkehr. Wichtige Voraussetzung dafür ist der schnelle Ersatz des veralteten, störanfälligen und zu kleinen Schiffshebewerks Scharnebeck durch eine moderne Schleuse auf dem Elbe-Seitenkanal. Nur mit einem Ersatzneubau ist die Angleichung des Elbe-Seitenkanals an die Leistungsfähigkeit der nord- und westdeutschen Wasserstraßen und die Sicherstellung der Netzfunktion zu erreichen.

Dazu fand der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Enak Ferlemann, deutliche Worte und warb gleichzeitig um Verständnis im bundesweiten Kontext: „Niedersachsen kommt insbesondere aufgrund der von den Seehäfen abhängenden Versorgung des deutschen Hinterlandes eine große Bedeutung zu. Dennoch muss der Bund durch die gleichwertige Berücksichtigung aller Verkehrsträger und weiterer Engpässe in anderen Regionen für ein stimmiges Gesamtbild auf Bundesebene sorgen.“

Moderne Mobilitätsangebote steigern Lebensqualität

Die Industrie- und Handelskammer Braunschweig vertrat ihr Präsident, der Helmstedter Unternehmer Dr. Wolf-Michael Schmid. Er bekräftigte: „Der Wirtschaftsraum Südostniedersachsen gehört zu den dynamischsten Deutschlands. Dafür sorgen namhafte, global agierende Konzerne und ein starker Mittelstand mit zahlreichen ‚Hidden Champions‘. Unsere Unternehmen stehen trotz guter Beschäftigungsperspektiven zunehmend vor der Herausforderung Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren. Neben einer hohen Lebensqualität ist dafür eine moderne Infrastruktur ein nicht zu unterschätzender Faktor.“
Der Parlamentarische Abend der Allianz für die Region GmbH fand zum zweiten Mal in Berlin statt. Er soll das erklärte Ziel ihrer Gesellschafter, deutsche Referenzregion für Arbeit und Lebensqualität zu werden, gegenüber der Bundespolitik nachhaltig festigen.

 

Bildunterschrift:

Teilnehmer der Podiumsdiskussion auf dem Parlamentarischen Abend, 10. September 2015, Berlin: (v.l.):  Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann (Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG), Julius von Ingelheim (Geschäftsführer der Allianz für die Region GmbH), Nina Ruge (Moderatorin), Enak Ferlemann (Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) und Dr. Wolf-Michael Schmid (Präsident der Industrie- und Handelskammer Braunschweig)

Foto: Allianz für die Region GmbH / Nina Stiller

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